Episode 1: Fähigkeiten



Der Ball rollte vor die Füße des kleinen Mädchens. Als sie ihn aufheben wollte und zu den anderen spielenden Kindern laufen wollte, wurde sie fest am Handgelenk gepackt. ,,Jetzt nicht, meine Kleine, es ist Zeit für deinen Saft. Komm herein.”  ,,Aber ich möchte so gerne…” ,, Jetzt nicht. Komm.” Das Mädchen wurde am Handgelenk in das Haus gebracht.
,,Hier, trinkt diesen. Du weißt doch deine Eltern möchten das gerne.”  Das Mädchen strich sich die roten Haare aus dem Gesicht und nahm das Glas entgegen.  
Das Bild verschwamm und zurück blieb nur eine Zeitung mit der Aufschrift Blue Coast und die Zahl 5.


Schweißgebadet erwachte Lilly Bennet aus ihrem Traum und fasste sich gedankenverloren an die Stirn. Draußen war es noch dunkel, soviel konnte sie erkennen. Die Uhr zeigte 4.23 Uhr. Lilly ließ sich in ihre Kissen zurückfallen. ,,Nur ein Traum.”, murmelte sie, drehte sich auf die Seite und versuchte wieder einzuschlafen, was ihr nicht gelingen wollte. Zu oft hatte sie in letzter Zeit dieser Traum heimgesucht.

Gedankenverloren saß Lilly am nächsten Morgen am Küchentisch ihrer Eltern. ,,Schau mal, hier ist heute eine große Spendenauktion im Haus der Familie Bradley. ” Marina, Lillys jüngere Schwester, warf eine Tageszeitung auf den Tisch. ,,Lass mal sehen.” Lilly packte die Zeitung. ,,Die Blue Coast…”  ,, Was sagtest du?” Lilly schaute auf. ,, Nichts bestimmtest. Auf welcher Seite befindet sich der Artikel?” Marina schaute von ihrem Frühstück auf. ,,Seite 5.” Lilly hielt in der Bewegung inne. 5. Schon wieder die 5. Nervös fuhr sie sich durch das Haar und laß den Artikel aufmerksam durch. Am Nachmittag sollte eine Spendenauktion zum Schutz alter Denkmäler vom hiesigen Auktionshaus  durchgeführt werden. ,,Sollen wir hingehen. Vielleicht findet sich dort was schönes?” Marina schüttelte den Kopf:,, Nein, ich kann nicht. Aber geh du hin. Vielleicht kannst du mit ja eine unbezahlbare teure Vase mitbringen.” Lilly verzog das Gesicht zu einer Grimasse. ,, Ich werde mir Mühe geben.”

Die Auktion fand in einem großen Raum im Haus der Familie Bradley statt. Kyra Melisa, eigentlich auf Landschaftsfotographie spezialisiert, war heute aber hier um einen Kollegen zu unterstützen. Der Raum war riesig, was bei dem Vermögen der Familie aber nichts ungewöhnliches war. Diese waren auch die Initiatoren der Auktion. Angeblich soll die Auktionärin hierfür verantwortlich sein. Ein altes Herrenhaus war wohl der richtige Rahmen für eine Auktion, indem nur teure Antiquitäten versteigert wurden. ,,Komm,” sie stieß ihren Kollegen den Ellbogen in die Rippen, ,,wir werden uns in die Ecke stellen, von da aus haben wir den besten Blick und können evtl. auch ein Auge auf die Familie Bradley werfen.”

Der Raum war bis zum letzten Platz gefüllt. Lilly kam sich etwas fehl am Patz vor, wollte jetzt aber nicht kehrt machen. Irgendetwas mussten diese Träume ja bedeuten. Ihr Blick fiel auf die schwarzhaarige Fotografien, die am anderen Ende des gewaltigen Raumes stand. Sie hatte sie schon in der Zeitung gesehen. Kyra Melisa soll eine der besten Landschaftsfotografinnen in der gesamten Umgebung sein. Demnach musste das hier einfach eine wichtige Veranstaltung sein.  In diesem Augenblick fiel ihr Blick auf eine der ausgestellten Vasen. Sie war reich mit goldenen Ornamenten verziert. Es gab kein Schild auf dem “Anfassen verboten” stand. Lilly streckte die Hände aus und nahm sie in die Hände. Er wird es herausfinden, dann wird er mich in ein Kloster stecken. ,,Was… was war das, wer hat das gesagt…?” Irritiert schaute Lilly sich um, aber es stand kein bekanntes Gesicht, das es gesagt haben könnte in ihrer Nähe. Nervös strich sie sich durch das Haar. ,,Was passiert hier…”  Mit der Hand umklammerte sie eine der Stuhllehnen. Ic
h werde meiner Frau eines der alten Schmuckstücke kaufen.


Am anderen Ende des Raumes fiel Kyra die nervöswirkende junge Frau auf. Sie drückte dem Kollegen ihre Kamera in die Hand und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmasse. ,,Kann ich dir helfen?” Eine Hand auf die Schulter der jungen Frau gelegt schaute Kyra sie besorgt an. ,,Komm, am besten ist wir verlassen diesen Raum, hier ist es auch sehr heiß geworden. Zu viele Menschen.” Ohne eine Antwort abzuwarten nahm Kyra die rothaarige Frau an die Hand und dirigierte sie in einen Nebenraum. ,,Komm setzt dich.” Kyra eilte zum Fenster und öffnete dieses um frische Luft herein zulassen. ,,Es geht mir gut. Nur ein bisschen schwindelig.” ,,Komm, dir fehlt doch etwas.” Kyra drängte Lilly sich zu setzten. Zweifelnd schaute Lilly ihr Gegenüber an. ,,Es ist zu verrückt.”, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Kyra lächelte beschwichtigend. ,,Damit kenn ich mich bestens aus. Glaub mir.” Dann blickte Lilly zu der schwarzhaarigen jungen Frau auf. ,,Es ist total verrückt, selbst für mich.”  ,,Wie gesagt, mit so etwas kenne ich mich aus.” Lilly konnte nicht sagen, warum sie der fremden Frau alles erzählte, aber sie hatte das Gefühl, sie könne ihr vertrauen. Kyra sagte kein Wort und lauschte der Story von Lilly. Schließlich sagte sie:,, So verrückt klingt das gar nicht. Du hörst Stimmen sagst du? Das ist noch harmlos. Ich verrate dir mein Geheimnis. Ich habe schon immer die Natur geliebt. Aber als es anfing, dass ich sie so intensiv wahrnahm, hatte ich auch das Gefühl verrückt zu werden. Ich habe schon nach Menschen gesucht, die ähnliche Fähigkeiten haben, wie ich sie besitze. Ich habe dich gefunden.” Kyra lächelte. ,, Ich denke es ist Schicksal, dass du diese Träume hattest und mich hier gefunden hast.” Lilly zog die Stirn in Falten und stand auf. ,, Das ist wirklich  verrückt. Du willst mich auf den Arm nehmen.” Kyra schüttelte entschieden den Kopf. ,,Nein. Komm mit ich beweise es dir. Siehst du diese Orchidee. Ihre Blüten sind noch geschlossen. Ich wette, dass ich sie erblühen lassen kann.” Und so war es tatsächlich. ,,Ich denke wir sollten uns unterhalten.”, Lilly stand auf, ,, ich kenne einen Ort indem wir uns ungestört in eine Ecke setzen können. Zu dieser Zeit ist noch nicht viel los im Caffee Blue Coast. Ich muss es wissen ich arbeite dort.”

Das Caffee bot einen wundervollen Blick auf das blauschimmernde Meer. Eine kühle Brise wehte vom Strand hinauf. Der Wind spielte mit den kleinen Härchen die sich aus Kyras Hochsteckfrisur befreit hatten. Sie hob das Gesicht in den Wind und ließ für einen Augenblick die Ruhe auf  sich einwirken. Dann drehte sie sich zu Lilly um, die gegenüber platzgenommen hatte. ,,Ich weiß nicht warum es so ist, “ begann sie, ,, ich weiß auch nicht woher ich diese Fähigkeiten habe oder woher sie kommen. Darauf habe ich keine Antwort. Sie haben sich vor ungefähr 1 Jahr bei mir entwickelt. Am Anfang war ich genauso verwirrt wie du. Dann habe ich begonnen mich damit auseinander zusetzen. Ich helfe dir wenn du möchtest.” Kyra bemerkte nicht, das sie beobachtet wurden, ebenso wenig Lilly. Sie waren viel zu vertieft in ihr Gespräch.

Der Mann auf der anderen Straßenseite rückte sein Jackett zurecht. Es war ihm wichtig immer tadellos gekleidet zu sein. Er beobachtete die zwei jungen Frauen schon eine ganze Weile bis er sich entschloss die Straße zu überqueren. Nicht das sein Verhalten seiner Umwelt seltsam erschien. Er kam oft hierher. Seine Frau liebte diesen Platz vor dem Caffee, da dieser so wunderbar ruhig war. Die Blätter des großen Baumes neben ihm raschelten im Wind. Dann drehte sich die schwarzhaarige Frau zu ihm um. Er war sich sicher. Das mussten sie sein. Entschlossenen Schrittes überquerte er die Straße und ging direkt auf den Tisch der beiden Frauen zu.
Lilly hob den Kopf und blinzelte gegen das Sonnenlicht an. ,,Entschuldigung, können wir Ihnen helfen?” Kyra hob den Kopf und musterte das Gesicht des Mannes der direkt vor ihnen stand. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. ,,Ich denke, dass ich in erster Linie euch helfen kann.” Lilly kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. ,,Wie bitte?” ,, Hier ist meine Karte, es wird eucht seltsam erscheinen, aber ihr könnt mir vertrauen. Ich kann euch helfen.” Der unbekannte gab Lilly die Karte. Vertrau mir, ich kann euch helfen. Heute Nachmittag um 17 Uhr an der angegebenen Adresse. Das kurze Aufblitzen in den dunklen Augen des Mannes ließ Kyra einen Schauder über den Rücken laufen.  Als sie sich wieder gefasst hatte war der rätselhafte Mann bereits verschwunden. ,,Was war das?” Lilly zuckte mit den schlanken Schultern. ,,Ich weiß es nicht, aber ich denke wir sollten zu der Adresse gehen, die auf der Karte steht. Ich denke er weiß etwas über deine…. Unsere Fähigkeiten.” Kyras skeptischer Blick wanderte über Lilly Gesicht. ,,Woher genau willst du was wissen?” ,,Er hat mir die Karte gegeben. Ich denke er weiß, dass ich die Gedanken, die er auf der Karte hinterlassen hat, lesen kann.” Kyra lachte auf. ,,Das ist doch nicht dein ernst. Woher soll er es wissen. Ich habe nie mit jemandem darüber gesprochen bis auf meinen Freund, aber der würde mein Geheimnis nie verraten.” ,, Dann sollten wir vielleicht genau das herausfinden.” Kyras skeptischer Blick gefiel ihr nicht. ,,Komm schon. Bitte,” flehte sie. ,,Na gut. Ich werde nur kurz meinem Kollegen bescheid geben. Der wird sich schon wundern wo ich stecke.”

2 Stunden später standen sie vor einem 2 geschossigen großen Haus welches mit weißer Farbe bestrichen war. Der Garten schien gepflegt, schöne Blumenbeete erstreckte sich vor dem Haus, ebenso wie ein kleiner Teich rechts davor.  Kyra atmete ein paar Mal tief ein. Dann ging sie voran. Das sie bereits aus einem der Fenster beobachtet  wurden, sollte ihnen erst später klar werden.





 

Episode 2: Geister der Vergangenheit




„Ich kann Ihnen helfen.“,die junge Frau stand vor ihm.Sie war einfach gekleidet mit traurigen,dunklen Augen.Er schaute auf,hatte den Kopf in die Hände gestützt. Er saß auf einer Parkbank. Die Sonne schien. Es war ein ganz normaler Frühlingstag im Mai. „Wer sind Sie?“ Ohne eine Aufforderung setzte sie sich neben ihn und legte eine Hand au fdie  seine. „Ich weiß, was Ihnen widerfahren ist. Ich kenne diesen Schmerz,der einem den Verstand raubt. Sie können nicht atmen... Ich weiß um das Schicksal Ihrer Familie. Mein Name ist Lisa Allen und ich kann Ihnen helfen.“ Nun blickte er sie unverwandt an. Sie hatte seine ganze Aufmerksamkeit. Hatte er doch vor 2 Wochen seine Frau und sein Kind bei einem Autounfall verloren.Fast. Seitdem lagen sie im Koma. „Sie werden nie wieder aufwachen.“,hatten die Ärzte gesagt. Warum sollte diese Frau also mehr wissen?
„Wie?“, sollte er etwa nicht nach dem letzten Strohalm greifen,der sich ihm bot?
„Ich habe da ein Mittel...Ich habe es selber erfunden. Sie könnten aufwachen.“ Sie bemerkte seinen skeptischen Blick. „Wirklich. Ich habe es schon getestet.“ „Gut. Was wollen Sie dafür?“, seine Stimme war tief, das Lächeln gequält...



„Lisa?Lisa, sind Sie da?“ ,die Haustür war nicht abgeschlossen. Er betrat das kleine Häuschen, es lag völlig im Dunklen. Vorsichtig tastete er sich zu einem Lichtschalter. Flackernd ging das Licht an. „Lisa, wo sind Sie? Die Tür war offen! ,,Lisa?“ , er spähte durch die erste Tür rechts, ein Wohnzimmer. Spärlich eingerichtet und kalt. Nur ein Foto stand auf einer Kommode. Es zeigte eine junge Frau, schlank, blondes langes Haar. Sie strahlte und schien die Welt umarmen zu wollen. Es war nicht Lisa.
Er schritt weiter und er gelangte in ein Büro. Er knipste die Schreibtischlampe an,die Deckenleuchte funktionierte nicht. Auf dem Schreibtisch lagen Unterlagen. Yuri Davids, stand darauf. Mittel scheint nicht anzuschlagen. Datiert auf den gestrigen Tag. Auf den nächsten Zetteln standen weitere Namen. Lilly Bennet. Zeigt kein auffälliges Verhalten. Warum? Kyra Melisa bekam Kopfschmerzen.  Trotzdem ohne sichtbare Veränderungen.  Alles wurde in den letzten Tagen aufgeschrieben.
„Was soll das sein?“ Hinter ihm knarrte die Tür. „Was tun Sie da? Warum sind Sie hier? Das dürfen Sie nicht.“ Ihre ruhige,fast liebliche Stimme hatte dennoch etwas bedrohliches. Nervös fuhr er herum. Die Papiere in der Hand. „Lisa,was ist das? Bitte, sagen Sie nicht,Sie haben unser Mittel an kleinen Kindern getestet. Sie sind kaum älter als fünf!“ Sie stand nur da, wie eine Statur füllte sie den Türrahmen aus. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Ihre Stimme zitterte. „Diese Kinder sind meine Schützlinge. Ihre Eltern vertrauen sie mir an.“  „Wissen sie,dass Sie ihre Mittel an ihren Kindern testen?“ Sie kam ein paar Schritte auf  ihn zu. „Es ist egal.“, zischte sie. „Sie schlagen sowieso nicht an. Sie sollten meiner Schwester helfen.“
Mit der flachen Hand schlug er die Papiere auf den Tisch zurück. „Sie hatten nie vor meiner Familie zu helfen“, seine  Stimme verbarg nicht,wie verletzt er war. „Sie wollten nur mein Geld,um Ihr Mittel herzustellen und Ihre Schwester zu retten. In keiner einzigen Sekunde ging es Ihnen um meine Familie oder gar um diese armen Kinder. Wer sind sie? Wo wohnen sie? Lisa,Sie müssen es ihnen sagen. Was passiert,wenn Nebenwirkungen auftreten? Sie können sie krank gemacht haben!“
Sie dreht sich um. „Es ist egal. Jeder hat seine Last zu tragen.“ Dann verschwand sie in der Dunkelheit des Flures.
Er fuhr sich durch sein dunkles Haar. Betrübt las er nochmals  die Namen auf den Papieren. „Jeder hat seine Last zu tragen“, murmelte er in die Stille hinein. „Ihr seid jetzt meine. Ich passe auf euch auf. Denn ich habe euch durch meine Selbstsucht zu dem gemacht,was ihr nun sein werdet...“


Yuri Davids stand im ersten Stockwerk in ihrem Zimmer und guckte aus dem Fenster,das zum Vorgarten zeigte. Sie sah die beiden jungen Frauen aus dem Auto steigen. Selbst von hier konnte sie die Unsicherheit in ihren Blicken erkennen. „Nun seid ihr da.“ murmelte sie und verschränkte ihre Arme vor dem Körper. Ihr wurde plötzlich kalt.

„Geh du vor.“,bat Lilly Kyra und trat einen Schritt zurück. Kyra lächelte unsicher,dann gingen sie den kurzen Weg zur Haustür. Er war mit Steinplatten ausgelegt. „Macht doch alles einen netten Eindruck,nicht wahr?“, meinte sie und betätigte die Klingel. Lilly war dicht hinter ihr. Sie nickte nur, dann öffnete sich schon die Haustür. Der selbe Mann wie am Nachmittag stand auf der Schwelle und lächelte sie offen an. „Danke, dass ihr gekommen seid. Bitte,tretet ein.“
Der Flur war kalt. Es gab nichts persönliches, auch nicht im Wohnzimmer, dass sie durch die rechte Tür erreichten. Kein Bild deutete darauf hin,dass hier jemand wohnte. Das er hier wohnte. Ganz hinten im Zimmer stand eine weiße Couch. „Setzt euch doch. Ich hole uns etwas zu trinken.“ Lilly und Kyra wechselten skeptisch Blicke miteinander. Vertraut mir, ich kann euch helfen, hallte es erneut in Lillys Kopf wieder, als sie die Karte in ihrer Jackentasche umklammerte. Sie setzte sich zuerst.
„Ich freue mich, dass wir Besuch bekommen haben.“ Lächelnd trat die blauhaarige Frau in das Zimmer,gefolgt von einem getigerten Karte, der um ihre Füße streifte. Sie stellte sich vor Kyra und Lilly. „Mein Name ist Yuri Davids. Ich glaube,wir haben eine gemeinsame Vergangenheit.“   „Das Gefühl habe ich auch.“, erwiderte Kyra und hatte sogleich Vertrauen gefasst. Yuri setzte sich auf einen Sessel. Der Kater sprang auf ihren Schoß. Eine tiefe Verbundenheit schien von den beiden auszugehen. „Wer ist er?“, flüsterte Lilly. Ihr Blick ging über die Schulter zur Küchentür. Erneut huschte ein Lächeln über Yuris Gesicht. „Ich weiß es nicht.Wir lernten uns vor einem Jahr auf einer Familienfeier von meinem Freund kennen, aber ich habe nie seinen richtigen Namen erfahren.“, sie beugte sich vor: „ Ich nenne ihn liebevoll das Phantom.“, sie zwinkerte verschwörerisch. Sie lachten zusammen, dabei griff Lilly aus versehen auf  das kleine goldene Kästchen, welches auf dem Couchtisch stand. Sie sank zurück in die Kissen. Ihr wurde schwindelig. „Was hast du? Geht es dir nicht gut?“, besorgt beugte sich Kyra über ihre neue Freundin. „Das hatten wir heute doch schon einmal.“ Lillys Atem ging schwer. „Die Schatulle... sie ist voller Hass... Und eine Traurigkeit liegt über ihr,wie ein Schatten aus der Vergangenheit.“
„Ich sollte euch nun eure Geschichte erzählen.“ Der Mann stand hinter ihnen. In der Hand hatte er ein versilbertes Tablett. Keiner hatte ihn kommen hören. Dann setzte er sich in den zweiten Sessel und legte seinen Kopf in die Hände. Ihm fiel eine Strähne seines schwarz-silbernen Haares ins Gesicht. Er atmete tief durch, dann blickte er in drei erwartungsvolle Augenpaare. Was er da las, war so unterschiedlich, wie die drei Frauen selbst. Angst, Hoffnung und Zuversicht...

„Ich wusste schon immer, dass mit diesem Saft etwas nicht stimmte. Er hat grauenvoll geschmeckt.“ Lilly verzog angewidert das Gesicht. Der Mann grinste schief. „Ich kann es nie wieder gut machen,was wir euch angetan haben. Bitte verzeiht mir.“ Yuri war aufgestanden und kniete nun neben ihm. Beschwichtigend legte sie ihre Hand auf seine. „Sie können nichts dafür.“ Er legte seine freie Hand auf ihre und drückte sie leicht.
Kyra legte die Fingerspitzen an ihre Schläfen. „Ich verstehe nicht, was das mit unseren Fähigkeiten zu tun hat. Wieso haben wir nicht alle die gleiche?“ „Eure Körper haben  unterschiedlich reagiert. Ich versuche seitdem herauszufinden, was Lisa benutzt hat, aber bis jetzt habe ich nicht mal ein Gegenmittel erfinden können.“ Bekümmert senkte er seinen Blick auf den Fußboden. „Was ist mit der Schatulle? Sie gehörte Lisa, nicht?“ Lilly traute sich nicht, sie erneut zu berühren. Mit den Empfindungen konnte sie noch nicht umgehen. Sie würden sie bis in ihre Träume verfolgen. Das Phantom nickte. „Ja, ich habe sie mitgenommen. Es existiert noch eine. Sie gehören zusammen, wie alle Elemente zusammen gehören. Lisas jüngere Schwester soll eine besessen haben.“, er fuhr sich durch sein Haar. „In dem Inneren des Kästchens ist eine Art Uhr, sieht aus wie eine Spieluhr. Ich weiß noch nicht, wie ich sie zum laufen bringen kann.“, er lachte auf. „Aber wenn man Lisas Aufzeichnungen glauben schenken soll, können wir damit in die Vergangenheit reisen...“

 

 

 

 

 

 

Episode 3: K.L.Y.



,,Und ich dachte, wenn du hier ausziehst, ziehst du zu mir. Stattdessen ziehst du mit zwei völlig fremden Frauen zusammen.” Etienne Carrington saß auf Kyras Bett und verzog das Gesicht.,, Schatz ich hab dir die Situation erklärt.” ,,Ja, das Phantom hat euch angeboten, warte ich zitiere deine Worte” in dem riesigen wunderschönen weißen  Haus in dem mein Zimmer schon in meiner Lieblingsfarbe Lila gestrichen ist und ein Himmelbett existiert” einzuziehen damit ihr drei euch kennen lernt und auch lernt eure Fähigkeit  zu kontrollieren. Das könnt ihr doch auch so machen!” Kyra kannte ihren Freund. Sie wusste er hatte nur Angst um sie. Sie schaute ihn an und betrachtete sein tiefschwarzes Haar das fast zur Schulter ging. Kyra dachte öfters wie er mit kurzen Harren aussehen würde und war froh, dass er diese Frisur besaß. Das passt besser zu seinem  markanten Gesicht. ,,Naja denn müssen deine neuen Freundinnen damit rechnen, dass ich öfters zu Besuch komme.” Etienne grinste. Kyra schloss den letzen Karton und stand auf. Etienne kam auf sie zu und umarmte sie.

,,Nein Marina du kannst nicht mit einziehen!” Lilly knallte die Tür vom Auto zu. ,,Hey was ist denn los?“ Yuri kam gerade aus der Haustür mit dem Kater im Schlepptau. ,,Hallo Yuri. Also das ist meine Schwester Marina und die kann mich einfach nicht in Ruhe lassen.” Lilly nahm ein Karton und ging wütend ins Haus. ,,Es tut mir leid. Jetzt hast du ein ganz falsches Bild von mir. Ich wollte nur mit einziehen, weil ich das alles komisch finde.” ,,Wie meinst du das?” Yuri nahm den Kater hoch als sie sah das ein Hund in Anmarsch war.,, Lilly hatte bisher nicht wirklich Freunde und plötzlich lernt sich dich und so ein anderes Mädchen kennen und schon zieht sie zu euch. Ich möchte nur meine Schwester beschützen.” ,, Das andere Mädchen heißt Kyra. Und keine Angst wir passen auf deine Schwester auf.” Kyra kam dazu mit einen großen Karton über den sie gerade mal so schauen konnte.” ,, Oh ich hab gar nicht bemerkt, dass du angekommen bist.” Yuri ließ den Kater wieder runter als der Hund außer reichweite war. Nun kam auch Kyras Freund dazu. ,, Hallo ich bin Etienne und werde hier öfters vorbei schauen.” Kyra grinste ihn von der Seite an und schüttelte den Kopf. ,,Wow, das kannst du gerne machen.” Lillys Augen glitzerten. ,,Na dann viel Spaß mit meiner Schwester. Mich werdet ihr auch öfters sehen. Tschüssi.” Lächelnd stieg Marina in das Auto.,, Hey, Marina nicht so schnell meine Kartons.” Lilly stolperte zum Auto.


Lilly lächelte zufrieden als sie sich ihr fertig eingerichtetes Zimmer umschaute. ,,Als hätte das Phantom gewusst welche meine Lieblingsfarbe ist. Alles so schön rot. Oder was meinst du Yami?” Ihr Blick fiel auf ihre Ratte Yami- Hope. Vor kurzem hatte er seinen Bruder verloren und lebt nun alleine. Hatte aber auch schon ein stolzes Rattenalter von drei Jahre erreicht.,, Ich hab gehört es sind sogar zwei Rattendamen eingezogen.” Lilly zwinkerte Yami zu. ,, Lilly würdest du bitte mit ins Wohnzimmer kommen.” Yuri stand an ihrem Türrahmen.


Kyra und das Phantom saßen schon. Er war wieder tadellos gekleidet. Gerade richtete er sich  seine Krawatte zurecht. Kyra band sich ihre langen schwarzen Haare zu einem lässigen Dutt zusammen. Auch ihre Klamotten waren plötzlich ganz lässig. Lilly und Yuri setzten sich dazu. Lilly blickte vorsichtig auf die Schatulle die wieder auf dem Couchtisch stand. Sie hatte das Gefühl, ohne sie zu berühren,  spührte sie wieder diesen Hass und diese Traurigkeit. ,, Ich möchte gerne mit euch über diese Schatulle reden. Über diese Aufzeichnungen.” ,,Glauben Sie, wir werden schlauer daraus?” Kyra schaute ihn skeptisch an. Yuri öffnete die Schatulle und es erklang eine Melody. Eine traurige aber auch wunderschöne. In der Mitte tanzte eine Ballerina im Uhrzeigersinn,, Hier drinnen ist eine Uhr eingebaut und ein Datum. Zwischendurch ändert es sich aber mehr passiert auch nicht.”  erklärte Yuri und setze sich ihre Brille auf.,, Da seht ihr?” ,,Sieht aus wie 11:20uhr am 15.12.1776” Erkannte Kyra.,, Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass man durch die Zeit reisen kann? Das ist doch quatsch.” Lilly hielt mehr Abstand. ,,Naja diese Frau hat uns diese Fähigkeiten gegeben. Warum sollte so etwas nicht auch passieren?”, meinte Kyra und strich sich eine Strähne aus ihrem Gesicht die sich befreit hatte.,, Ja aber ich wollte diese Fähigkeit doch nicht. Ich hab Angst so eine einfache Schatulle anzufassen. Du Kyra kannst mit Bäumen reden und du Yuri…. was kannst du?”,, Sehr aufmerksam das du fragst” Yuri war etwas gekrängt. Eigentlich hatte sie sich keine Gedanken gemacht das sie es noch nicht wüssten. Es war doch so offensichtlich. Selbst wenn sie es nicht wüssten warum fragen sie nicht.,, Sie versteht die Tieren. Du kannst mit denen so etwas wie reden. Du weißt was Tiere möchten beziehungsweise du kannst auch ihnen sagen was du möchtest.” Lieb lächelte Kyra Yuri an. ,, Boa Kyra bist du schlau. Deshalb klebt Tiger die ganze Zeit an dir. Tut mir leid, dass ich es nicht schon gemerkt habe. ”,, Ach schon gut.” ,, Nein ich möchte doch deine Freundin sein. Ich möchte die Freundin von euch beiden sein. Ich hab da eine Idee. Wir brauchen ein Teamnamen und jeder hat so ein Zeichen. Wir haben jeder eine Fähigkeit also so etwas wie Superhelden. Supermann hatte auch Fähigkeiten und ein Zeichen auf seine Superheldenkostüm. Batman hatte ein Zeichen. Ja genau…” Lilly stand auf und war weg. So schnell wie sie weg war, war sie auch wieder da. Sie legte drei Zettel auf dem Tisch. Alle drei hatten eine Kritzelei. In dem Moment fand sich das Phantom Fehl am Platz. ,,Also ich zerknülle die Zettel und mische sie. Jeder zieht sich dann ein.” Lilly wurde ganz hibbelig.,, Sehe ich richtig, dass es ein Stern, eine Raute und ein Herz sein soll?,, helfend schaute Kyra zu Yuri. ,, Jap und jetzt zieht.” Kyra zog als erstes und öffnete den Zettel,, Ich hab die Raute” ,,Toll die wollte ich haben. Ich hab stattdessen das Herz.” Lilly guckte traurig über ihren Zettel. ,,Gut denn muss ich wohl den Stern haben. Sind wir jetzt fertig?” Yuri schmiss den zerknüllten Zettel zurück auf den Couchtisch. ,, Nein wir brauchen noch einen Namen! Mhm” ,,Währe Lilly eine Comicfigur würde man es aus ihrem Kopf Dampfen sehen” ,, Kyra der war gut.” Yuri musste laut lachen.,, K.L.Y. “Alle drei Frauen schauten zu ihm. Zu ihm der eigentlich die ganze Zeit nur still da saß. ,, Phantom das ist eine sehr gute Idee. Das sind unsere Anfangsbuchstaben.” ,,Ach echt?” kam es aus Yuri sarkastisch. ,,Irgendwie bist du gemein.” Lilly verschränkte ihre Arme. ,,Ähm, also Team K.L.Y. und Phantom wir wollten über diese Schatulle reden.” Kyra nahm sie in die Hand. ,, Sie sagen sie gehören zusammen. Wie alle Elemente…” ,, Ja wir haben aus den Aufzeichnungen entnommen, dass diese Schatulle und die andere sozusagen rüberfunken wo sich die andere gerade befinden.” erklärte Yuri. ,,Das soll also heißen die andere ist im Jahre 1776 ?” Kyra schaute die Schatulle näher an. ,, Das ist die einfachste Erklärung.” meinte Yuri. ,,Nur die Schatulle zeigt schon eine ganze Weile dieses Datum an. Schon ca. einen Monat. Entweder reist Lisa nicht mehr oder sie funken nicht mehr. ”sagte er und nahm einen Schluck Kaffee und erzählte weiter:,, Ich hab schon ein eigenes Datum eingestellt. Aber es passierte nichts. Ich hab alles schon mit der Lupe untersucht. Nichts.” ,,Das Lied ist manchmal etwas holprig. Als wäre daran schon mal was gemacht.” fiel Kyra auf. ,,Ich hatte auch schon mal so ne Spieluhr und Marina musste unbedingt das Pärchen das darauf tanzte anders herum tanzen lassen. Und schon war diese Melody zwischendurch etwas holprig.” ,,Das ist es.” Platze es aus Yuri heraus. ,,Wir müssen ein Datum und eine Uhrzeit einstellen.,, Warum bin ich selbst nicht darauf gekommen?” Das Phantom stand auf und nahm die Schatulle und stellte etwas ein.,, Ich hab jetzt das heutige Datum eingegeben und eine Minute eher als jetzt. Also nur eine Minizeitreise. Eigentlich müsste ich jetzt verschwinden und gleich wieder auftauchen.” ,,Ich verstehe nichts mehr” Lilly war verwirrt. ,,So und jetzt….” Er war verschwunden.,, Wow er hat es geschafft” Kyra war begeistert. Yuri schaute wild um sich,, Nicht das ihm was passiert ist.” ,, Mir geht’s gut! Es hat geklappt” Das Phantom kam gerade durch die Wohnzimmertür. ,,Ok jetzt ist eine Erklärung nötig.” Kyra verschränkte die Arme.,, Er hat einfach die Figur bewegt. Anders herum tanzen lassen.” Yuri wusste das sie richtig lag.

 

 

 

 

  Episode 4: Die Reise beginnt

 


Die sanfte Brise ließ die Blätter des dicken Baumes der neben der Terrasse stand leise rascheln. Vom Meer ertönte leicht das Kreischen der Möwen. Fast würde man meinen man könnte das Rauschen der See hören. Leicht strich der Wind über Kyras Gesicht, fast so als würde er mit ihr flirten wollen. Ein leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Dann, als ob es nur ein Traum wäre, strich jemand über diese. Sie schlug die Augen auf. ,,Etienne…” , Ich hab doch gesagt, dass ich dich oft besuchen komme.” Kyra richtete sich auf.  Plötzlich war es mit der Stille vorbei. Aus der Küche dessen Tür zur Terrasse zeigte, ertönt ohrenbetäubende Musik. Kyra ließ sich zurück in die Liege sinken. Etienne verzog das Gesicht. ,,Was ist das?” ,, Lilly, sie hat manchmal die Angewohnheit die Musik beim Kochen zu laut aufzudrehen.” Kyra zog eine Grimasse.  
,,Lilly, mach die Musik aus. “ Yuri kam schnellen Schrittes vom Wohnzimmer in die Küche gebogen. ,,Ich möchte euch etwas zeigen. Kyra kommst du auch?”  Die Musik wurde ausgestellt und Lilly beugte sich über den Tresen, der in der Mitte des Raumes stand. ,,Was hast du da in deinen Händen?”, fragte sie neugierig. ,, Genau das möchte ich euch zeigen.” Es blitze in Yuri blauen Augen auf. So lange hatte sie sich auf diesen Moment gefreut. Seit Monaten war sie dabei diese Antiquität ausfindig zumachen. Sie hatte davon gehört, aber hatte doch nie geglaubt, dass es ihr irgendwann mal gelingen würde, diese selbst zu besitzen. Kyra schob die Terrassentür auf und trag mit Etienne ein. ,,Was hast du da?” ,, Gut, ich gebe zu, es wird euch nicht sosehr interessieren wie mich. Aber ich muss es euch unbedingt erzählen. Auf diesen Moment habe ich monatelang gewartet.” ,,Du strahlst ja regelrecht,” lachte Kyra.,, Nun zeig schon her.” Yuri packte den Handspiegel aus den sie in Tücher gewickelt hatte. ,,Das ist ein Handspiegel aus der Rokoko- Zeit. Seht ihr diese Eleganz, diese verspielten Linien. Ist er nicht wunderschön? Ich war ganz aufgeregt als Andrew hier anrief und mir erzählt hat, dass es seiner Mutter gelungen ist, jemanden ausfindig zu machen der mir helfen kann.” Yuri setzte sich ihre Brille auf. Fast ehrfürchtig strich sie darüber. ,,Er soll einer Adligen gehört haben. Mehr weiß man leider nicht, nur das er echt ist kann ich sagen.” ,,Der muss ein Vermögen gekostet haben,” hauchte Kyra an Etiennes Ohr. ,, Das hab ich gehört. Sagen wir mal so, ich hab für den Vorbesitzer ein sehr gutes Stück  zu einem sehr guten Preis versteigert. Außerdem ist er ein guter Freund, wie ich sehr spät erfahren habe, von unserem Freund- dem Phantom.” Dann blickte Yuri auf, strich sich eine wildgewordene Strähne zurück hinter ihr Ohr und sah Lilly an. ,, Vielleicht kannst du mir helfen. Kannst du schauen ob du mit deiner Fähigkeit etwas erfahren kannst. Kannst du ihn berühren?” Lilly zögerte. ,, Ich weiß nicht, ich kann noch nicht so gut damit umgehen wie du und Kyra.” Einen Moment lang war es still. Lilly zögerte. Dann griff sie beherzt nach dem Spiegel. Wie soll ich ihr es ihr nur beibringen, dass ich das was sie am meisten liebt verwettet habe? Sie wird nie den Tag vergessen, an dem ich es ihr sagen muss…   ,,Oh mein Gott” Die Emotionen schienen Lilly zu erdrücken. ,,Was hast du gehört?” Yuri nahm ihr den Spiegel aus der Hand. ,,Hier.” Kyra reichte ihr ein Glas Wasser. ,,Da war soviel Traurigkeit und Verzweiflung. Der Spiegel hat eine sehr traurige Vergangenheit.” Yuris Gesicht sprach Bände. Die Enttäuschung war ihr anzusehen. ,,Und wenn wir sie ändern?” Kyra tippt sich mit dem Zeigefinger gegen die Wange. ,,Wir könnten unsere erste Zeitreise beginnen und so die Geschichte ändern. Dann hättest du etwas was dich an unsere gemeinsame Zeit erinnert, Yuri.” ,,Geht das denn?” Lilly war skeptisch. ,,Ich möchte es versuchen.” Yuri drehte sich auf den Absatz um und lief hoch in ihr Zimmer, dann werneut unten in der Küche, stellte sie die Spieluhr auf den Tisch. ,,Hast du ein Datum gesehen oder gehört oder wie auch immer?” Lilly nickte. ,,Ja, aber ich würde vorschlagen, dass wir ein paar Stunden eher reisen.” Dann nahm Lilly die Uhr in beide Hände und stellte das Datum ein, dann drehte sie die Ballerina gegen den Uhrzeigersinn. Yuri und Kyra griffen nach der Schatulle in Lillys Händen und dann stand Etienne alleine in der Küche. Seufzend ließ dieser sich auf einen der Stühle nieder. ,,Wenn das mal gut geht, “ murmelte er.



Es roch nach Tier. Genauer genommen nach Pferd. Yuri öffnete langsam ihre Augen und schaute sich verstohlen um. Nein, es war nicht mehr die Küche in der sie eben noch gestanden hatten. Es war ein Pferdestall. Und wenn man es genau nimmt ein großer.  Zu jeder Seite befanden sich Boxen in der wunderschöne englische Vollblüter  standen. Yuri ließ die Schatulle los, um die noch Lillys Hände geklammert waren und ging auf eines der Tiere zu. Es wieherte leicht und bewegte den Kopf hin und her dann stupste es Yuri an der Schulter an, ganz so als ob es sie begrüßen wollte. Es war ein wunderschöne Tier. ,, Wo sind wir hier?” Lilly hielt die Schatulle noch fest umklammert. ,, Es sieht so aus, als ob es geklappt hat.” ,,Wir sollten uns umsehen.” Kyra riss Yuri aus den Gedanken. ,,Ja du hast recht, wenn es wirklich geklappt hat und wir in der Zeit sind, die Lilly eingestellt hat, müssen wir uns überlegen, wie wir den Spiegel und seine Besitzerin finden und vor allem,” sie machte eine Kunstpause,,, brauchen wir etwas anderem zum Anziehen. Wir fallen so viel zu schnell und einfach auf!”

Es dauerte nicht lange, bis die 3 Freundinnen einen Hintereingang zur Küche des großen Herrenhauses gefunden hatten, ebenso die Waschküche aus der sie Kleider und Schürzen des Personals mitgehen ließen. Dann verschwanden sie in einen großen, geräumigen Flur. Am Ende befand sich eine große, geschwungene Treppe die in das erste Stockwerk führte. Unsicher schlichen sie weiter, darauf bedacht, von so wenig Personen wie möglich gesehen zu werden. Oben angekommen bogen sie nach ihrer, Yuris, Anweisung nach links. Der Fußboden war mit weichem Teppich ausgelegt, sodass ihre Schritte kaum zu hören waren. Vorsichtig schauten sie durch jede Schlüsselloch. Dann, es schien eine Ewigkeit später zu sein, entdeckte Kyra den Spiegel der achtlos auf ein Bett geworfen war. ,,Ich glaub ich hab ihn…” Langsam und fast lautlos öffnete sie die Tür und stand in einem geräumigen Schlafzimmer. Gegenüber waren 3 große Fenster welche die Nachmittagssonne hineinließen, die schweren Vorhänge waren zurückgezogen. Das Bett war gemacht. Plötzlich hörten sie Schritte vom Gang her. Rasch packte Kyra die 2 Freundinnen an der Hand und zog sie hinter einen der riesigen Vorhänge. ,,Warum hier?” Stieß Yuri hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. ,,Funktioniert im Film auch immer.”
,,Wieso ist die Tür offen? Felicitiy  schließt diese doch immer.” ,,Vielleicht hatte sie es eilig, Madam.” ,,Es ist eh nebensächlich, ich brauch den Spiegel.” ,,Denken sie nicht, dass es einen anderen Ausweg geben muss, Miss?” ,,Fanny, wenn ich einen wüsste würde ich ihn wählen. Es wird Felicitiy das Herz brechen. Aber vielleicht denkt sie ja, sie hätte ihn nur verlegt….” ,,Der Herr hat ihn kurz vor seinem plötzlichen Tode der Herrin  geschenkt, wissen Sie es nicht, Madam?” ,,Natürlich,” zischte die junge Frau zurück. ,,Ich weiß ja auch nicht, warum er ihn haben möchte, vielleicht weil er von Gabriel ist.”  ,,Ihre Schwester wird es Ihnen nie verzeihen!” Nervös fuhr sich die untersetze Dame mittleren Alters über das Gesicht. Sie war das ehemalige Kindermädchen von der jungen Lady. Leider hatte diese die Angewohnheit, sich ständig und zu jeder Zeit in Schwierigkeiten zu bringen. Diesmal war sie eine Wette eingegangen und hatte, sowie es jetzt aussah, verloren. Der Wettpartner war ein alter Rivale vom Hausherren gewesen, der ein Auge auf dessen überaus hübsche junge Frau geworfen hatte. Felicitiy, Marys ältere Schwester. Sie hatten aus Liebe geheiratet, was zu dieser Zeit eher unüblich war. Der Handspiegel war ein Hochzeitsgeschenk gewesen. Leider verstarb der junge Hausherr kurz nach der Hochzeit. Das war jetzt nun mehr als 2 Jahre her.  Das Kindermädchen wusste, Mary müsste wirklich in Schwierigkeiten stecken, wenn sie den Spiegel nahm, war aber leider viel zu stur und zu stolz ihre Schwester um Hilfe zu bitten. Fanny, die Kinderfrau sah den Spiegel auf dem großen Himmelbett liegen und stellte sich davor. ,,Er ist nicht hier.”
,,Habt ihr das gehört? Sie will den Spiegel stehlen!” ,,Lilly, sei bitte leise”, zischte Kyra. Zu spät, der Vorhang wurde beiseite geschoben. ,,Na, was haben wir denn da? 3 Küchenmädchen, die verstecken spielen oder wolltet ihr etwas stehlen?” Mary zog eine Augenbraue hoch. ,,So wie Ihr es wollt?”, platze es aus Lilly hervor. Kyra fasste sich fassungslos an die Stirn. Yuri wurde blass. ,,Was wisst ihr drei?” ,,Genug!” Lilly spürte plötzlich einen stechenden Schmerz in der Rippengegend, es war Kyras Ellbogen der sie dort getroffen hat. ,,Hören Sie”, Yuri machte einen versöhnliche Geste,,, wir wollen wirklich nichts böses. Sie werden es ihr lebenslang bereuen, wenn sie den Spiegel weggeben werden. Es gehört Ihrer Schwester, er hat für die eine Bedeutung, wenn auch eine traurige. Wir werden Ihnen helfen, wirklich wir können das. Erzähl uns die Geschichte.” Argwöhnisch betrachtete die brünette Frau die 3 Fremden eingehend mit ihren grünen Augen. ,,Fanny, hast du das gehört?”, fragte sie spöttisch. ,,Natürlich”, schnaubte diese, ,, und ich finde diese Idee um einiges besser als die eure!” Mary stemmte ihre Hände in die Hüften. Dann drehte sie sich abrupt um. ,,Folgt mir, wir werden im Salon darüber sprechen.” Kyra fiel ein Stein vom Herzen. Alle 3 machten sich auf den Weg der Frau zu folgen. Hinter ihnen ging die Kinderfrau. Derweil betrachtete Yuri die Korridore des alten Herrenhauses durch sie liefen.  Wunderschöne Vasen reihten sich zu der einen Seite auf. In einem anderen Flur hingen wunderschöne Gemälde, die Ahnengalerie vermutete diese. Dann kamen sie im Salon an. Mary nahm platz und deutete den anderen es ihr nach zutun. Dann faltete sie die Hände im Schoß und begann zu erzählen. Sie wäre reingelegt worden, bei dieser Wette, habe es aber leider in ihrer Sturheit zu spät gemerkt. Der Wetteinsatz war der Spiegel ihrer Schwester gewesen. Es war, so wie es Fanny vermutet hatte,  ein alter Bekannter. Er wollte, dass Felicitiy aufhört um ihren verstorbenen Ehemann zu trauern und sich stattdessen ihm zuwenden würde. ,,Das ist natürlich vollkommener Schwachsinn”, beteuerte Mary, ,,meine Schwester würde ihn nie im Leben nehmen. Ich bin zu stolz es ihr zu sagen, zu oft hat sich mich zurechtgewiesen wie ein kleines Kind.” Stille. Keiner sagte ein Wort. Die Uhr schlug. Es war 4 Uhr am Nachmittag. ,,Ich habe eine Idee. Du, Mary wirst ihm eine Nachricht zukommen lassen. Du möchtest ihn um 6 Uhr heute Abend treffen. Dann gibst du uns eine Beschreibung von ihm und erklärst uns wie wir zum Treffplatz gelangen. Den Rest übernehmen wir.” Lilly deute auf sich und ihre Freundinnen. ,,Wieso sollte ich euch trauen?” ,,Du hast keine Wahl”,, Lilly beugte sich nach vorne und stellte die Ellbogen auf die Knie, ,,zu Not kannst du ja immer noch den Spiegel übergeben und ihm erklären du wärst verhindert gewesen .” Fanny stemmte ihre Hände in die massigen Hüften. ,,Keine Widerrede, so wird es gemacht, du eigenwillige junge Frau!”

Er schaute sich um. Niemand war zu sehen. Leider auch keine Spur von dieser Schwester, Mary. Er blinzelte gegen die untergehende Sonne. Hinter dem Hügel erschienen 3 junge Frauen und eine Schar von Hunden. Es müssten fast alle Köter  aus dem Dorf sein, überlegte dieser. Er hasste Hunde, hatte regelrecht Panik vonr ihnen. Allerdings  verwarf den Gedanken schnell. Schließlich hatte er wichtigeres zutun. Wo blieb bloß diese Mary?! Dann bemerkte er, dass die 3 Gestalten auf ihn zukamen. Was die wohl wollen? Zu dicht ginge sie an ihm vorbei.  Dann geriet die rothaarige ins straucheln und hielt sich an seiner Jacke fest um nicht zu fallen. Ich will diesen Spiegel, wenn ich ihn habe werde ich mit Felicitiy zu Frau machen. Das ich ein elender Feigling bin muss sie und ihre arrogante jüngere Schwester ja nicht wissen. Zum Glück bin ich gut im Falschspiel.  Lilly fing sich wieder und nickte den anderen zu. Ein Feigling, wie sie es sich gedacht haben. Yuri trat einen Schritt vor. ;, Sie kennen uns nicht, sie müssen auch nur wissen, dass wir Freunde von Felicitiy und Mary sind. Wir haben von dieser etwas unglücklich ausgegangenen Wette gehört.” ;Wir möchten Sie bitten”, Kyra machte eine kleine Pause, strich sich eine Strähne ihres schwarzen Haares hinter das Ohr und sprach im ruhigen Ton weiter, ,,sich das ganze doch noch mal zu überlegen. Wissen Sie, meine Freundin hier hat eine kleine Fähigkeit, diese Hunde die Sie sehen, wie soll ich es ausdrücken….?” Lilly grinste und sprang ein. ,,Gehorchen ihr bedingungslos.” ,,Wir machen Ihnen einen Vorschlag. Sie verlassen noch heute das Dorf. Und ich sorge dafür, dass Sie nicht um jede Ecke schauen müssen, ob da nicht vielleicht ein Hund steht der sie gleich anfällt.” Der Mann schnaubte. ,,Ich kenne diese Hunde, die sind alle harmlos.” Kyra grinst. ;,Nicht, wenn sie das Gefühl haben, die Herrschafften dieser Gegend beschützen zu müssen, wie zum Beispiel Mary oder Felicitiy.” Er bemerkte das Zeichen zu spät. Einer der Hunde schossen vor und blieben dicht vor ihm mit lautem knurren stehen. ,,Das ist Hexerei!”, fluchte dieser.  Das herausfordernde Blitzen in seinen Augen erlosch. ,,Ich geh und ihr haltet mir diese Hunde vom Hals.” daraufhin drehte dieser sich abrupt um und verließ die Ecke zum Waldeingang. ,,Ich wusste nicht, dass das so einfach gehen würde.” Lilly kniete sich nieder und streichelte einen der Hunde das Fell. ,,Hätte Mary uns nicht erzähl, dass er so Angst vor diesen Tieren hat und hätten wir nicht herausgefunden, dass er so ein Feigling ist, wäre es auch bestimmt anders ausgegangen. Das andere Mal suchst du dir eine Antiquität aus, die nicht so eine Vergangenheit hat, vielleicht lieber eine etwas fröhlichere.” Kyra baute sich vor Yuri auf. Diese fing an zu lachen. ,,Lasst uns einen Brief an Mary schreiben, wenn wir persönlich hingehen, kommen nachher noch Fragen auf. Wir suchen uns einen Boten, der sie dann überbringen soll und dann geht’s nach Hause in die Zukunft.”



Felicitiy raffte die Röcke und rannte ihrer Schwester hinterher. ,,Mary, so warte doch” Diese blieb mitten auf der Treppe stehen. ,,Was ist los, Schwesterherz?” ,,Ich habe einen Brief für dich, den hat eben ein Bote vorbeigebracht, er sagte es wäre wichtig.” Marys Augen weiteten sich. Sie ergriff den Brief und faltete ihn schnell auseinander.

“Es ist alles zufriedenstellend erledigt worden, es wird keine Belästigung mehr geben. Lass den Spiegel dort wo er ist. Er soll seine Liebesgeschichte behalten.

P.S. Lass doch bitte das Wettspielen bleiben. “

Das rätselhafte Lächeln auf dem Gesicht ihre Schwester konnte Felicitiy beim besten Willen nicht einordnen.

 


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